In den Boomjahren der spanischen Wirtschaft entstehen neue Universitäten und medizinische Fakultäten. Die spanische Bevölkerung wächst bis zum Jahr 2008 auf über 46 Mio. Einwohner. Es werden mehr medizinische Fakultäten und Krankenhäuser eröffnet als Bedarf an medizinischen Versorgungsleistungen existiert. In dieser Situation kollabiert der spanische Immobilienmarkt und löst die Finanz- und Arbeitsmarktkrise aus. Durch die anschließenden Sparbemühungen der spanischen Regierung hat sich die Beschäftigungssituation auf dem spanischen Arbeitsmarkt verändert. Der Gesundheitssektor, der von öffentlicher Finanzierung abhängt, ist durch die Austeritätspolitik in besonderer Weise von den Sparmaßnahmen betroffen. Im Jahr 2013 sind durchschnittlich 14.499 Pflegekräfte als erwerbslos gemeldet.
Die geringste registrierte Erwerbslosigkeit liegt im August bei 6.903 Pflegekräften, die Spitze erreicht der Monat Februar mit 19.639 erwerbslosen Krankenpflegern. Es sei ein Novum, dass im Jahr 2013 der Monat Februar vor den Monaten Oktober und November rangiere. Für José Luis Cobos, Berater des Berufsverbandes der spanischen Krankenpflege, stehen die Schwankungen in Zusammenhang mit den Urlaubsvertretungen in den Sommermonaten und den Weihnachtsferien. In diesen Monaten erhalten die Pflegekräfte kurzfristige Arbeitsverträge; danach gehen sie wieder in die Erwerbslosigkeit.
Arbeitslosigkeit im spanischen Gesundheitswesen
Für Cobos erklärt sich dieser Umstand dadurch, dass viele Pflegefachkräfte nach den Sommermonaten nicht mehr durch die spanische Arbeitsagentur erfasst werden: „Wir sind überzeugt, dass sich diese Fachkräfte einfach nicht mehr als erwerbslos melden und zusätzlich eine starke Auswanderung ins europäische Ausland stattfindet“. Allerdings, so fügt er hinzu, „gibt es noch keine genauen Daten über die ausgewanderten Pflegekräfte.“ Die Zahlen von Pflegekräften, die beispielsweise nach Deutschland ausgewandert sind, schwanken im Jahr 2013 zwischen 450 bis 3.500. Offizielle Zahlen gebe es derzeit nicht. Ebenso wenig gebe es offizielle Zahlen aus England oder der Schweiz. Jedoch sei der Trend erkennbar, dass spanische Pflegekräfte in die Länder auswandern, die bessere Arbeitsbedingungen bieten und deren Gesundheitssysteme unter einem zunehmenden Fachkräftemangel leiden.
Erwerbslosigkeit von medizinischem Personal
Bei Betrachtung der oben stehenden Grafik wird klar, dass die Erwerbslosigkeit im Gesundheitssektor stetig zunimmt. Im Jahr 2010 erreicht ihre höchste Anzahl noch 9.257, während sie vier Jahre später schon bei 19.639 liegt. Das bedeutet einen Zuwachs von 209%. In den letzten vier Jahren ist ein kontinuierlicher Anstieg zu beobachten. Glücklicherweise, so Cobos weiter, hat sich der rapide Zuwachs der Erwerbslosigkeit etwas verlangsamt, was er darauf zurückführt, dass die massiven Entlassungen der letzten Jahre zurückgegangen sind. Die Erwerbslosigkeit stabilisiert sich auf einem hohen Niveau.
Erwerbslosenquote von Pflegekräften und Ärzten
In einem Gesundheitssystem, das stark auf die fachliche Kompetenz der Pflegekräfte und deren weitestgehende Autonomie setzt, betrifft die Erwerbslosigkeit in stärkerem Maße die Pflegekräfte als die Ärzte. Die Erwerbslosenquote der Pflegekräfte liegt im Jahr 2013 bei durchschnittlich 7,97%, während diese bei den Ärzten die 2% nicht erreicht und mit 1,91% vergleichsweise niedrig ist. Für Máximo González Jurado, Präsident des spanischen Berufsverbandes der Krankenpflege, “zeigen die Erwerbslosenzahlen, dass vor allem die Pflegekräfte für die Krise im spanischen Gesundheitswesen zahlen müssen, denn auf einen erwerbslosen Arzt kommen fast sechs erwerbslose Pflegefachkräfte“. Käme es zu einer ähnlichen Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt, wäre das Verhältnis zwischen den erwerbslosen Pflegekräften und Ärzten gerade einmal drei zu eins
Die Zahlen aus dem Jahr 2013 zeigen, dass die Erwerbslosigkeit mit durchschnittlich 14.499 Krankenpflegern einen historischen Rekord erreicht hat. Während vor dem Beginn der spanischen Arbeitsmarktkrise die Pflegekräfte noch zwischen verschiedenen Angeboten an unterschiedlichen Orten auswählen können, gehen sie heute in das europäische Ausland, insbesondere nach Deutschland, in die Schweiz und nach England. Dort finden sie einen Arbeitsmarkt vor, in dem sie eine ihren Fähigkeiten entsprechende Beschäftigung finden. Eine Projektion der Erwerbslosenzahlen zeigt, dass sich diese Situation auf dem spanischen Arbeitsmarkt so schnell nicht mehr einstellen wird. Die freigesetzten Fachkräfte orientieren sich in das Ausland und stehen dem deutschen Arbeitsmarkt zur Verfügung. Die Vermittlung von Pflegekräften und die Ärztevermittlung von TTA entlasten den spanischen und deutschen Arbeitsmarkt gleichermaßen, da sie einen Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage herstellen und das Leistungsvermögen der ausgebildeten Fachärzte und Pflegefachkräfte langfristig absichern.